Emscha GmbH
Interview mit Peter Hofstetter, Inhaber Emscha GmbH
Heidi und Peter Hofstetter
Die Emscha GmbH gegründet 1999 von Heidi und Peter Hofstetter sowie Werner Lötscher ist ein Familienunternehmen, das auf dem Hof der Familie Hofstetter 100% reine Schafmilchspezialitäten herstellt. Emscha steht für Entlebucher Milchschaf, für 100 % reine Schafmilch, das ganze Jahr frischverarbeitete Milch, Qualität, Naturbelassenheit und Nachhaltigkeit. Durch modernste Technologien, Anlagen und Maschinen sichern sie das nachhaltige und naturnahe Denken und Handeln. Nach dem Start der Produktion im Januar 2001 bestand das Sortiment aus Pastmilch, Mutschli und Joghurt. Schon im Oktober desselben Jahres, wurde der Familie Hofstetter der 1. Preis am «Prix d’innovation agricol suisse» für das beste Milchprodukte verliehen. Viele weitere Auszeichnungen folgten: die «Goldene Lerche» von der MUT-Stiftung für das konsequent umgesetzte Gesamtkonzept der Emscha GmbH zur Regionalisierung der Wertschöpfung, regional angepasste Rassenwahl, Sicherung der Ganzjahresproduktion und dem Qualitätsmanagement. Ausserdem den Schweizer Solarpreis für das nachhaltige und ökologische Energiekonzept.
Die Emscha GmbH ist die erste Nullenergie-Käserei der Schweiz. Und nicht zu vergessen die verschiedenen Swiss Cheese Awards für unterschiedliche Produkte aus ihrer Produktion. Heute beschäftigt die Emscha GmbH 18 Personen, mehrheitlich Teilzeit, produziert über zehn verschiedene Produkte von Käse, über Frischprodukte bis hin zu diversen Spezialitäten. Sie wird von Landwirten aus der Region mit Schafmilch beliefert und verarbeitet ausschliesslich BIO-Schafmilch. Über 100 Detaillisten sind zufriedene Abnehmer der feinen Produkte. Heidi und Peter Hofstetter haben fünf Söhne. Zwei davon sind für die Emscha tätig und studieren berufsbegleitend Wirtschaft und Marketing/Kommunikation. Einer bewirtschaftet den Bauernhof. Der älteste Sohn ist Maschinenbauingenieur, hält aber auch einen Sitz in der Geschäftsleitung der Emscha GmbH und kann so die Sicht von aussen miteinbringen. Das jüngste Familienmitglied studiert ebenfalls Maschinenbauingenieur an der ETH.
Herr Hofstetter, Sie haben 1990 den Hof übernommen und dann 1999 die Emscha GmbH gegründet. Was passierte dazwischen?
Ja, wir haben 1990 den Betrieb übernommen. Es handelte sich um einen speziellen Betrieb, der nicht – wie sonst für die Region üblich – Milchwirtschaft betrieb, sondern eine Munimästerei. Um die Munis ausreichend zu versorgen, musste Silomais aus tieferen Regionen zugekauft werden, das stimmte für uns so nicht, deshalb haben wir auf Milchkühe umgestellt. Damals mit einem sehr kleinen Kontingent von 20'000 kg Milch, also 3 Kühen. Davon konnten wir nicht leben und haben zusätzlich Kälber und Schweine gemästet und Kräuteranbau betrieben. 1996 haben wir dann Milchschafe aus Südfrankreich importiert.
Sie haben Ihre eigenen Milchschafe, aber auch andere Bauern, die Ihnen Schafmilch zuliefern, richtig?
1996 waren wir im Entlebuch gerade mal zwei Höfe, die Schfmilch anboten. Wir haben uns dann mit dem anderen Bauern – Herr Lötscher zusammengeschlossen und die Emscha gegründet. Heute sind wir mittlerweile 9 Schafmilchlieferanten inkl. uns.
Seit Sie mit der Emscha Schafmilch verarbeiten, setzen Sie auf erneuerbare Energien, wie hat sich das entwickelt? 2007 haben wir unsere Holzheizung, die wir vorwiegend aus unserem Wald speisen, mit 54 m2 Wasser-Sonnenkollektoren ergänzt. Die Sonne liefert so einen grossen Teil der Wärmeenergie, während die Holzheizung für das Erreichen der Spitzentemperaturen sorgt. 2012 haben wir die Käserei mit dem Bau einer 480 m2 Photovoltaikanlage in einen Nullenergie-Betrieb umgewandelt. D.h. wir produzieren mehr Energie, als wir für den Betrieb des Hofes, der Käserei und des Hauses benötigen.
Was passiert mit dem restlichen Strom? Wir sind mit unserer Anlage am Stromnetz angeschlossen, der Strom der übrig bleibt, geht somit ins Stromnetz über.
2011 haben Sie die Marke und die Produkte der Gauch-Schafmilch-Linie übernommen.
Bevor wir damals von Kuh- auf Schafmilch umgestiegen sind, durften wir den Betrieb von Andreas Gauch in Niederwil AG besichtigen und liessen uns davon inspirieren. In den Folgejahren haben wir uns immer mal wieder getroffen und uns ausgetauscht. Wir kannten uns schon Jahre, als Andreas Gauch auf mich zukam und mir anbot, seine Marke und Produkte zu übernehmen. Da diese Übernahme eine Verdoppelung unserer Produktion bedeutet hätte, besprachen wir das erst mit unseren Söhnen. Wenn keiner ein Interesse daran gehabt hätte, den Betrieb später weiterzuführen, hätte diese Übernahme für uns keinen Sinn gemacht. Unser zweitältester Sohn hat uns dann mitgeteilt, dass er den Betrieb sehr gerne weiterführen möchte und so haben wir Andreas Gauch zugesagt und unser Sortiment mit den Gauch-Produkten erweitert. Durch die Gauch-Produkte, die bei Biopartner in Seon gelistet waren, erhielten wir zudem Zugang zum Biofachhandel. Das war ein zusätzlicher Vorteil der Übernahme. So fand kein Verdrängungskampf statt, wir konnten das Bestehende weiterführen. Ausserdem konnten wir unsere Käsekompetenz in die Gauch-Produkte einbringen. Andreas Gauch produzierte vorwiegend Frischprodukte wie Milch und Joghurt und einen Halbhartkäse, den er auswärts herstellen lies. In der Zwischenzeit fertigen wir diese Produkte alle selbst an und haben in den letzten Jahren sowohl die Emscha-Produkte, wie auch die Gauch-Linie angeboten. Seit diesem Jahr laufen nun aber alle unsere Produkte unter dem Namen Emscha. Das erleichtert uns das Marketing und wenn wir mit unserem Marktstand unterwegs sind, ergeben sich keine Unklarheiten, weil das Personal mit Emscha und die Produkte mit Gauch gekennzeichnet sind. Auch in der Produktion gibt es so weniger Aufwand und für unsere Kunden herrscht Klarheit.
2018 wurden die Emscha Schafmilchprodukten mit dem bronze Swiss Cheese Award ausgezeichnet. Herzliche Gratulation! Sie und Ihr Betrieb wurden schon oft ausgezeichnet, die Liste ist lang. Was bedeuten Ihnen diese Auszeichnungen und haben diese Auszeichnungen etwas für Sie oder Ihren Betrieb verändert?
Eine Teilnahme an einem Wettbewerb ist ein Stück weit Marketing, vor allem dann, wenn der Betrieb und die Produkte daraus erfolgreich sind. Als wir noch ganz am Anfang standen, haben wir mit unserem Joghurt am Wettbewerb für Schweizer Regionalprodukte teilgenommen. Die Prämierung wurde an der Olma durchgeführt und ich durfte zwischen den Vertretern von Malbuner und Baer Käse auf dem Podest stehen, mit dem «Besten Joghurt» der Schweiz. Uns kannte man davor nicht aus den Medien. Diese Auszeichnung war ein Sprungbrett und hat uns gezeigt, dass die Teilnahme an solchen Wettbewerben für uns sehr wichtig ist.
Wollen Sie noch ein paar Worte über Ihre Produkte erzählen?
Wir produzieren viele bekömmliche Produkte aus Schafmilch. Unter anderem auch einen Käse, der wie Feta in Salzlake gereift ist. Da dieser Begriff aber seit 2002 geschützt ist und nur für Käse verwendet werden darf, der auf dem griechischen Festland und den Inseln der ehemaligen Präfektur Lesbos hergestellt wurde, mussten wir uns einen anderen Namen überlegen. Deshalb haben wir uns für das italienische Wort «Salato», salzig, entschieden. Ausserdem bieten wir neben den klassischen Käsesorten und Frischprodukten ein Schafmilchraclette an, das bei unseren Kunden sehr guten Anklang findet. Auch unsere Specials wie der «Füürabechäs» – ein Apérokäse mit Chili – oder der «Engelichäs», überzeugen durch ihren Geschmack.
Was möchten Sie sonst noch sagen?
Die Fruchtstoffe in unseren Joghurts werden von uns selbst hergestellt. D.h. wir verarbeiten frische, saisonale Biofrüchte zu Fruchtstoffen, die wir dann unseren Joghurts zuführen. Andreas Gauch hat das jahrelang so gehandhabt. Mit der Übernahme der Gauch-Linie haben wir dann diese Praxis fortgesetzt und auch die Emscha-Produkte mit eigens produzierten Fruchtstoffen verfeinert. Ausserdem finden Sie auf unserer Website www.emscha.ch neben unseren Produkten auch viele leckere Rezepte.