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Erfolgreich durch die Umstellung

Die Gedanken, den Hof auf Bio umzustellen, gingen Stefan Scheuber schon lange durch den Kopf

Die Gedanken, den Hof auf Bio umzustellen, gingen Stefan Scheuber schon lange durch den Kopf

Verkauft Junghennen ab Hof. Der zukünftige Betriebsleiter Stefan Scheuber.

In einem Jahr übernimmt Stefan Scheuber den Pachtbetrieb der Eltern. Dank offenen Gesprächen und Weitsicht konnte er bereits vor der Übernahme zukunftsträchtige Entscheidungen treffen und den Betrieb auf Bio umstellen. 

Seit knapp 10 Jahren bewirtschaftet die Familie Scheuber den etwas ausserhalb von Grosswangen gelegenen Pachtbetrieb. Dazu gehören rund 30 Hektaren Land, davon entfallen zirka 9 ha auf den Ackerbau. Daneben werden drei Hektaren Wald bewirtschaftet. Zurzeit stehen rund 40 Milchkühe inkl. eigener Aufzucht im Stall. Ein zusätzlicher Betriebszweig sind die 500 Lege- sowie 4700 Junghennen. Letztere werden zu einem Teil direkt ab Hof verkauft. 

Bewirtschaftet wird der Hof aktuell von Stefan, seinen Eltern Kathrin und Josef sowie einer Auszubildenden EFZ. Zusätzlich besteht auf dem Betrieb die Möglichkeit eine Ausbildung als HofmitarbeiterIn HMA (Stiftung Landwirtschaft und Behinderung) zu absolvieren. Aktuell wird diese Stelle durch einen jungen Mann besetzt. 


Vielfältige Beweggründe 

Die Gedanken, den Hof auf Bio umzustellen, gingen Stefan Scheuber schon lange durch den Kopf. Gleichzeitig stand aber auch die Frage nach der Hofübernahme im Raum. Gespräche am Küchentisch zeigten, dass einer Umstellung auf Bio vor der Hofübernahme nichts im Weg steht – Stefans Eltern zeigten sich interessiert. 

Stefan Scheuber, der sich schon immer viele Gedanken über die Zukunft und Optimierung des Hofes und seiner Abläufe machte, stellt klar: «unser vielfältiger Betrieb ist prädestiniert für den Biolandbau. Im Biosegment sind auch kleinere Mengen gefragt und kurzfristige Entscheidungen möglich, somit macht das auch ökonomisch Sinn.»

Beim Fotoshooting bei den Junghennen spricht Stefan Scheuber jedoch auch noch einen anderen Grund an. «Neben den ökonomischen Gedanken bringt mich die Umstellung auf Bio vor allem auch agronomisch weiter. Das «andere» Handling von Tieren und Pflanzen interessiert mich sehr!»     

Praktische Vorbereitungen
Den ersten Kontakt zum Biolandbau hatte Stefan Scheuber in der Ausbildung zum Landwirt EFZ. Der Lehrbetrieb, vielfältig und gross dimensioniert, – befand sich zu dieser Zeit in der Umstellung. «das war eine spannende Erfahrung, die mir heute hilft» meint Scheuber. 

Nach der Lehre folgten einige Stationen als Betriebshelfer, zum Teil auf Biobetrieben. Zusätzlich bildete sich Stefan Scheuber als Agrotechniker HF weiter. Als finale Entscheidungsgrundlage für die Umstellung auf Bio diente der Biobetriebscheck der Kontrollstelle bio.inspecta. Auf dem Betriebsrundgang im Dezember 2019 wurden die letzten Fragen zu den Richtlinien und deren praktischer Auslegung geklärt.

Unvorhergesehene Herausforderungen 
Seit Januar 2020 befindet sich der Betrieb in der Umstellung. «Die beiden Umstellungsjahre waren mitunter sehr herausfordernd», meint Stefan Scheuber rückblickend. Damit spricht er vor allem den Hagel an, der in beiden Jahren grossen Schaden angerichtet- und neben den Kulturen auch Gebäude beschädigt hat. 

Neben den unschönen-, gab es auch viele tolle Momente. Der Bau des neuen Aufzuchtstalls für 4000 Junghennen brachten den Betrieb einen entscheidenden Schritt weiter. Corona habe die bestehenden Direkt-Verkaufsställe mit 700 Junghennen ohnehin schnell entleert. Stefan Scheuber staunt noch heute; «alle wollten plötzlich Hühner halten. Wir waren chronisch ausverkauft!» 

Mit dem neuen Stall können neu auch ganze Legehennenställe bedient werden. Die Vermarktung und Organisation geschehen hier über einen regionalen Partner. 

Aktuell beschäftigt sich der Betrieb vor allem mit den neuen Fütterungsrichtlinien der Bio Suisse, die eine Reduktion des Kraftfutters auf 5 % verlangen. Stefan Scheuber ist optimistisch: «mit Mais, qualitativ guten Wiesenbeständen und einem konsequenten Unkrautmanagement lässt sich gutes Grundfutter produzieren.» Dank angepasstem Tierbestand sorgt der Betrieb für einen geschlossenen Nährstoffkreislauf mit ausschliesslich eigenen Hofdüngern.

Zuversichtlicher Blick in die Zukunft 
Die vergangenen zwei Jahre waren geprägt von Herausforderungen, Fleiss und Inovationen. Mit Blick in die Zukunft und die Übernahme des Betriebes möchte Stefan Scheuber vor allem einen Punkt angehen, der viele Betriebe beschäftigt – die nachhaltige Weiterentwicklung des Betriebes. «Ich evaluiere aktuell die Möglichkeiten, aber das hat noch Zeit», meint Scheuber mit Hinblick auf die bevorstehende Hofübernahme.

Ab 2022 ist der Hof umgestellt und alle Produkte mit der Bio-Vollknospe zertifiziert. Neben dem Getreide und den Eiern darf ab nächstem Jahr auch die Milch mit der Knospe verkauft werden. Stefan Scheuber freut sich: «dann sind wir wieder einen Schritt weiter!» 

Andrin Pescatore, bio.inspecta AG