Mit bio.inspecta auf dem Fürstenhof in Hellikon
Beitrag aus der Jurapark-Zytig Nr. 40, Oktober 2022
Das Label «Jurapark Aargau – regio.garantie» steht für Erzeugnisse, bei denen die Hauptzutat zu 100 Prozent und das gesamte Produkt zu mindestens 80 Prozent aus dem Gebiet des Jurapark Aargau stammen. Darüber hinaus wird sichergestellt, dass die Wertschöpfung zu mindestens zwei Dritteln in der Region stattfindet. Die Kriterien werden von bio.inspecta überprüft. Patrick Spinelli, Projektleiter Regionalprodukte beim Jurapark Aargau, war beim Kontrollbesuch bei Familie Meier dabei.
Der Fürstenhof, betrieben von Christine und Martin Meier, lässt diesen Sommer als erster Betrieb Non-Food-Artikel Jurapark- zertifizieren. Diese Premiere nutze ich und begleite bio.inspecta bei der Erstkontrolle in Hellikon. Zu den aktuell 330 Jurapark-zertifizierten Food-Produkten gesellen sich neu nebst Süssmost von den hofeigenen Hochstammbäumen auch Produkte aus Alpakawolle – wie Sitzkissen, Mützen, Stirnbänder und Einlegesohlen für Schuhe.
Auf dem Fürstenhof werde ich von Ueli Müller und den Hofbetreibern erwartet. Müller führt seitens bio.inspecta die Kontrollen für das Label «Jurapark Aargau – regio.garantie» im Bereich Landwirtschaft durch. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde erklärt er den Ablauf der Kontrolle. Zuerst steht ein Betriebsrundgang an, anschliessend wird das Lager angeschaut sowie die Warenflussrechnung kontrolliert, und zum Schluss werden alle Formulare durchgegangen und unterzeichnet.
Auf der Weide bei den Alpakas stellt der Inspektor Fragen zu Futter, Haltung, Schur wie auch zum Prozess der Wollverarbeitung. Danach führt der Rundgang in den kleinen Hofladen der Meiers. Hier nimmt Ueli Müller die Kennzeichung der einzelnen Produkte genauer unter die Lupe und kontrolliert die Verwendung des Labels. Zudem prüft er die Auflage von Jurapark-Infomaterial.
Bei der anschliessenden Besichtigung im Lager steht der Warenfluss im Fokus. Einerseits werden die Inhaltsstoffe kontrolliert, anderseits rechnet Ueli Müller aufgrund der Rohmaterialien die ungefähre Menge an verarbeiteten Produkten aus. So könnte ein möglicher Betrug aufgedeckt werden. Werden mehr Produkte hergestellt, als das Rohmaterial hergibt, so führt dies zu Sanktionen. Für die zusätzlich verwendeten Rohstoffe müssen im Vorfeld Herkunftsbescheinigungen eingeholt werden, welche die Regionalität beweisen. Zusätzlich müssen alle Quittungen und Lieferscheine für spätere Kontrollen aufbewahrt werden.
Dasselbe Prozedere wird beim Süssmost wiederholt. Hier geht Ueli Müller vom ungefähren Ernteertrag eines Baumes aus. Eine Herausforderung auf dem Fürstenhof ist, dass ein Grossteil der Bäume auf Basler statt auf Jurapark-Boden steht und so bei der Verarbeitung der Äpfel zwei Chargen gemacht werden müssen. Müller erklärt, dass bei diesen beiden Produkttypen die Warenflussrechnung relativ einfach sei. Zusammengesetzte Produkte wie zum Beispiel Konfitüren, Würste oder Backwaren seien komplizierter zu kontrollieren. Bei einem Betrugsverdacht werden Proben genommen und im Labor untersucht. «Mein Job ist es, zu kontrollieren, ob das drin ist, was drauf steht», sagt er schmunzelnd. Für die Rezertifizierung in zwei Jahren gibt Ueli Müller Christine Meier bereits Tipps, wie sie die Materialien und Produkte kennzeichnen und aufbewahren soll, damit auf einen Blick sichtbar wird, was für die Kontrolle relevant ist und was nicht.
Von A wie Alpaka bis Z wie Zipfelmütze
Alle Prozesse der Wollverarbeitung von der Schur bis zum fertigen Produkt werden auf dem Fürstenhof von Hand durchgeführt. Ein Fachmann vom Alpakahof Bern schärt die Alpakas jeden Frühling. Die gewonnene Wolle wird gesäubert und gekardet. Die sortierte Wolle kann dann auf dem Spinnrad gesponnen werden. Dabei werden die Fasern miteinander verdreht und verzwirnt und ergeben so einen stabilen Wollfaden. Das gesponnene Garn wird im lauwarmen Bad gewaschen. Christine Meier strickt und häkelt aus den Garnfäden Wollprodukte wie Mützen und Handschuhe. Sitzkissen werden anschliessend noch verfilzt. Diese Produkte sind seit Sommer 2022 Jurapark- zertifiziert. Mit den Alpakas bietet Christine Meier ausserdem auch Trekkings an – ein Erlebnis der besonderen Art.