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Unterwegs mit bio.inspecta

Keine Angst vor der Biokontrolle: «Ich weiss, dass alles legal ist», sagt Hans Metzger

Auf dem Tannenhof steht die Biokontrolle an. Der Ackerbau- und Mutterkuhbetrieb wurde 2015 auf Bio umgestellt. In diesem Jahr wird bei der Kontrolle vor allem auf die Fruchtfolge geschaut. Betriebsleiter Hans Metzger macht sich keine Sorgen.

Auf dem Tannenhof in Möhlin AG steht wieder die jährliche Betriebskontrolle an. Hans Metzger wirkt ruhig, von Nervosität keine Spur: «Kontrolle ist Kontrolle. Nervös bin ich nicht, eher angespannt, ob ich nach allem geschaut habe», sagt er. Die Unterlagen seines Bio-Betriebes stapeln sich bereits auf dem Küchentisch. Daneben ein Teller mit Guetzli, die seine Frau Käthi für den bevorstehenden Besuch gebacken hat.

Betriebsspiegel Tannenhof

Name: Hans, Käthi mit Sohn David Metzger (Generationengemeinschaft)
Ort: Möhlin AG
Landwirtschaftliche Nutzfläche: Rund 20 ha, davon 13 ha Ackerfläche mit Winterweizen, Winterlein, Speisesoja, Buchweizen; Kunstwiese, Dauerweide, extensive Wiesen und Weiden
Viehbestand: 8 Mutterkühe und Jungvieh (Swiss Fleckvieh × Simmental), Ziel 10 Angusmutterkühe
Abnehmer: Natura-Beef 

Die Kontrolleurin, die mit ihrem Mann zusammen einen Biohof in Rickenbach ZH führt, wird in diesem Jahr die Biokontrolle auf dem Tannenhof vornehmen. «Wir hatten mit ihr noch nicht das Vergnügen», sagt Hans Metzger. Denn um eine unvoreingenommene Beurteilung vorzunehmen, achtet die bio.inspecta darauf, mindestens jedes dritte Jahr einen anderen Kontrolleur oder eine Kontrolleurin auf den Betrieb zu schicken.   

Generationengemeinschaft mit Sohn

Hans und Käthi Metzger haben ihren Betrieb 2015 auf Bio umgestellt. Die Betriebsumstellung sei überraschend gut gelaufen, wie Käthi der BauernZeitung erzählt. Ja, es sei immer herausfordernd, aber auch spannend. «Man schafft mit der Natur zusammen. Hat zwar nicht mehr so hohe Erträge wie zuvor, aber die Qualität ist gleich gut», betont sie.

2018 haben sie Sohn David mit ins Boot geholt und eine Generationengemeinschaft gegründet. Die Milchviehhaltung gaben sie 2022 auf und stellten auf Mutterkühe um. «Wir hatten einen Anbindestall, doch wenn wir in die Zukunft blicken, fragt man sich, ob das noch gerechtfertigt ist», begründet Hans Metzger den damaligen Entscheid. Zusätzlich werden 20 Hektaren landwirtschaftliche Nutzfläche bewirtschaftet – ausser Gülle und Mist erhalten die Flächen weder Zusätze noch biologische Pflanzenschutzmittel. 

Kontrolle von aussen nach innen

Als Pascale Strauss eintrifft, wird sie herzlich empfangen, als würde man sich schon länger kennen. Nach einem kurzen Austausch wird nicht lange gehadert und es geht gleich zur Sache. Hans Metzger breitet seinen Parzellenplan aus, damit sich Strauss einen ersten Überblick verschaffen kann. «Ich arbeite mich gerne von aussen nach innen durch. Wir gehen zunächst aufs Feld und zum Schluss machen wir das Büro», unterbreitet die erfahrene Biokontrolleurin den Metzgers.

Während wir über die Parzellen laufen, erklärt Pascale Strauss der BauernZeitung, auf was sie besonders beim Rundgang achtet: «Es ist wichtig zu sehen, welche Kulturen es bereits auf den Feldern gibt. Daraus schliesse ich dann, ob die Fruchtfolge eingehalten wird oder andere Kulturen angebaut werden, als man angegeben hat. Ob Pufferstreifen vorhanden sind oder Düngekugeln herumliegen, oder Siloballen weniger als 3 m vom Waldrand gelagert werden, um einige Sachen zu nennen.»   

Abstand zum konventionellen Nachbarn einhalten

Metzgers Flächen grenzen direkt an die vom konventionellen Nachbarn. Hier hat der Nachbar selbst für Abstand gesorgt, indem er zwischen beide Parzellen eine Buntbrache von 10 m Abstand angelegt hat. «Empfohlen werden mindestens 3 m zwischen einer konventionellen und Bio-Fläche, um die Abdrift von Pflanzenschutzmitteln zu verhindern. In deinem Fall ist es also mehr als erfüllt», bestätigt die Kontrolleurin Hans Metzger.

Nach dem Feldgang wird nun der Pflanzenschutzmittel-Schrank kontrolliert. Ob Hans Metzger sich Sorgen darum mache, fragt ihn die BauernZeitung. «Ich weiss, dass alles legal ist, was ich in meinem Schrank habe. Daher mache ich mir keine Sorgen», sagt er mit einem Lächeln.

Hans Metzger verwendet, wie gesagt, keine Pflanzenschutzmittel. In seinem Schrank lagert er nur Saatgut und Mineralfuttermittel. Pascale Strauss kontrolliert akribisch, ob es sich hier um Knospe-Saatgut handelt. «Grasmischungen sollten einen Anteil an Biosaatgut beinhalten. Zu 100 Prozent Bio erhält man es bisher aber nicht auf dem Markt», sagt sie.

Wo kein Bio draufsteht, notiert sich Strauss die Namen des Saatguts, um später die Stufung zu überprüfen und herauszufinden, ob allenfalls eine Ausnahmebewilligung benötigt wird. Das Mineralfutter muss auf der FiBL-Betriebsmittelliste gelistet sein. «Auf den neuen Etiketten steht dies normalerweise drauf», zeigt sie. Strauss macht sich eine Notiz, dass bei Metzger alles in Ordnung ist.

Ein schöner Stall macht Freude

Der Biokontrolleurin fällt auf: «Du hast eine super Ordnung im Stall! Das macht Freude, zu sehen», sagt sie begeistert. Beim Stallrundgang achtet Strauss darauf, dass die Tiere gesund ausschauen und genügend Platz haben. Die Liegefläche ist oft der limitierende Faktor, wie sie sagt. Mit einer Stallfläche von 170 m2 haben Metzgers Tiere genügend Platz. Die Fläche für 10 Mutterkühe mit Fress- und Liegefläche sei genügend. Kraftfutter setzt er keines ein. Auf die Gesundheit hätte es keinen Einfluss und die Fruchtbarkeit sei gleich gut. Grundfutter wird nicht zugekauft. Die Mutterkühe sind im neuen Weide-RAUS Programm angemeldet. Vom 1. Mai bis 31. Oktober haben sie mindestens 26-mal Weidegang pro Monat. Vom 1. November bis 30. April sind sie mindestens 22-mal im Auslauf.  

Schwerpunkt Fruchtfolge

Zurück in der Küche widmet man sich nun den Unterlagen. Mit der Biokontrolle wird auch die Nährstoffbilanz des Betriebes angeschaut. Da Metzgers keinen Dünger zukaufen und der Grenzwert der Dünger-Grossvieheinheiten unterschritten ist, entfällt die Bilanz für den Biobetrieb. «Da habe ich ja gar nichts zu tun», scherzt die Biokontrolleurin. Sie geht alle Betriebsangaben durch. Auch der Feldkalender wird überprüft. «Hier achte ich darauf, ob grundsätzlich Aufzeichnungen vorhanden sind. Das gleiche ich mit dem ab, was ich auf dem Rundgang beobachtet und aus dem Gespräch mit Hans erfahren habe», so Strauss. Sie lobt Metzgers Feldkalender, der «vorbildlich» geführt wird. Denn auch für Landwirte selbst ist ein gut geführter Kalender von Vorteil, wenn sie vergangene Jahre miteinander vergleichen möchten. Hans Metzger bereitet den Feldkalender bereits für die gesamte Saison vor. «Ich muss nur noch die Feldarbeiten eintragen, das mache ich jeweils immer am Morgen mit einem Kaffee», sagt er.

Des Weiteren kontrolliert Strauss die Fruchtfolge, worauf in diesem Jahr besonders bei der Biokontrolle Wert gelegt wird. «Ab dem Umstellungsjahr gilt, dass in der Fruchtfolge 20 % Kunstwiese enthalten sein und diese auf jeder Fruchtfolge-Parzelle mindestens einmal in 10 Jahren angebaut werden muss.» Hans Metzger wäre dies fast entfallen. «Man lernt immer dazu. Gut, dass sie darauf aufmerksam gemacht hat», ist er erleichtert. Strauss weisst ihn darauf hin, dass er spätestens 2024/2025 Kunstwiese wieder in seiner Fruchtfolge einplanen muss.

Den Biodiversitätscheck haben Metzgers bereits eingereicht. Diesen verlangt Bio Suisse einmal pro Jahr. Mindestens zwölf Punkte müssen erreicht werden, Metzgers haben 30 Punkte erlangt. Auch das Auslauf- und Behandlungsjournal wird kontrolliert. Bei Letzteren überprüft Strauss, ob die doppelte Absetzfrist eingehalten wurde. Bei der Bestandes- und Besamungskarte sei es wichtig, dass der Stier nicht aus einem Embryotransfer stammt.   

Vier Augen sind besser

Die Biokontrolle wird in der Regel zwischen Mitte Februar und Ende August durchgeführt. Je nach Betriebsgrösse und zusätzlichen Kontrollaufträgen kann diese bis zu 6 Stunden dauern. Die Bio-Kontrolle bei Metzgers hat etwa 5 Stunden gedauert.

Pascale Strauss wird nun ihren Inspektionsbericht an die Zertifizierungsstelle schicken. Auch diese wird nochmals einen Blick darauf werfen: «Wir arbeiten nach dem 4-Augen-Prinzip», sagt sie. Nach etwa 24 Stunden erhalten Metzgers den Inspektionsbericht zugeschickt. Sollten sie mit diesem nicht zufrieden sein, haben sie das Recht, sich innert drei Werktagen bei der Kontrollstelle zu melden.

Typische Fehler

Gängige Fehler, die bei einer Biokontrolle festgestellt werden (nicht abschliessend):

  • Mängel beim Gewässerschutz, z. B. Mistplatz in der Nähe von Gewässern.
  • Mängel beim Tierschutz, z. B. verschmutzte Tiere.
  • Nichtbiologische Hofdünger zugeführt ohne Nachweis der Nichtverfügbarkeit.
  • Fehlen des Biodiversitätschecks.
  • Fehlen der Nährstoffbilanz.
  • Lohnverarbeitungsverträge nicht vorhanden.
  • Fehlen der Salmonellenuntersuchung.
  • Nichtbiologische Tiere ohne Bewilligung gekauft. Tiere nicht korrekt markiert.
  • Auslaufjournal fehlend bzw. ungenügend.
  • Deklaration auf Etiketten nicht eingehalten.
  • Nichtbiologisches Futter/Mineralstoffe verwendet.

Bei Mängeln auf dem Betrieb werden diese in der Zertifizierung nach Sanktionskatalog bewertet und müssen durch den Betrieb behoben werden. Bei schwerwiegenden Mängeln und insbesondere bei Wiederholungen kann dies bis zur Aberkennung des Knospe-Labels führen und es können Kürzungen bei den Direktzahlungen drohen.  

Erschienen in der BauernZeitung vom 26. Mai 2023